FAQ: Tollwut
3.1 Füchse und Wildtierkrankheiten
3.1.1 Was ist die Tollwut?
Tollwütiger Hund mit Speichelfluss
(Bild: Public Health Image Library)
Die Tollwut ist eine ansteckende, ohne sofortige Behandlung tödlich verlaufende Viruskrankheit, die durch Speichel
oder Blut (in der Regel den Biß eines infizierten Tieres) übertragen wird. Als Symptome werden beim Menschen Bewusstseinsstörungen,
Lähmungen, Atemkrämpfe, Wasserscheu, oft Wutanfälle beschrieben. Die Inkubationszeit beträgt 20 bis 60 Tage. Seit der
Entwicklung einer wirksamen Impfung durch Louis Pasteur im Jahre 1885 (innerhalb einiger Stunden nach dem Biss ist
auch eine Heilimpfung noch möglich) hat die Tollwut für Menschen und Haustiere in Europa ihren Schrecken allerdings
weitestgehend verloren.
Weitaus mehr leiden Wildtiere unter der Tollwut, und darunter vor allem jene Arten, die besonders empfänglich
für die Tollwut sind. Zu diesen Tieren gehören - neben anderen Fleischfressern - auch Füchse, die hierzulande
früher als Hauptüberträger der Tollwut galten. Heutzutage sind große Teile Mitteleuropas jedodch vollständig
frei von der sogenannten terrestrischen Tollwut, jener Tollwutform, die beim Fuchs und anderen Beutegreifern
auftreten kann. Lediglich die Fledermaustollwut, die jedoch von einem anderen Virustyp verursacht wird
als die terrestrische Tollwut und mit ihr epidemiologisch nicht in Verbindung steht, ist hierzulande noch
vorzufinden.
Weitere Detailinformationen zur Tollwut finden sich auf der ausführlichen
Wikipedia-Seite zu diesem Thema.
3.1.2 Wie groß ist die Gefahr, an Tollwut zu erkranken?
Heutzutage ist die terrestrische Tollwut in Mitteleuropa ausgerottet; Deutschland wurde 2008 offiziell als
tollwutfrei erklärt. Insofern besteht heutzutage in Mitteleuropa überhaupt kein Erkrankungsrisiko mehr.
Selbst in den 1980er Jahren, als die Tollwut in Deutschland noch großflächig grassierte, wurde die
Wahrscheinlichkeit für einen Menschen, an Tollwut zu erkranken, mit eins zu 171.875.000 beziffert - selbst das Risiko,
vom Blitz getroffen zu werden, war zwanzigmal höher.
3.1.3 Welche Rolle spielt die Tollwut heute?
Die Tollwut ist heute in Mitteleuropa bedeutungslos geworden. Die Schweiz gilt seit 1999 als tollwutfrei, in Österreich
wurde die letzte Tollwuterkrankung bei einem Fuchs im Jahr 2000 diagnostiziert. Deutschland wurde 2008 offiziell für
tollwutfrei erklärt.
3.1.4 Woran erkennt man ein an Tollwut erkranktes Tier?
Tollwutkranke Wildtiere zeigen keinerlei Scheu mehr vor dem Menschen. Das soll aber ausdrücklich nicht heißen, dass
auch der Umkehrschluß gilt – die allerwenigsten zutraulichen Füchse sind tollwütig. Insbesondere in städtischen oder
stadtnahen Regionen leben Füchse oftmals in so unmittelbarer Nähe zu Menschen, dass sich ihre Scheu nach und nach
verliert. Werden sie dann noch von wohlmeinenden Bürgern gefüttert, können die betreffenden Füchse - je nach
individueller Disposition - durchaus regelrecht frech werden und lassen sich bisweilen auch durch lautes Rufen nicht
sofort vertreiben.
Erst grundlos aggressives Verhalten kann als Hinweis auf die mögliche Erkrankung eines Wildtieres an Tollwut gelten. Ein gesunder
Fuchs ist Menschen gegenüber niemals aggressiv, sofern er sich nicht in die Ecke getrieben fühlt, sein Nachwuchs
bedroht wird oder ihm die Fluchtwege abgeschnitten werden. In späteren Stadien der Krankheit zeigen befallene Tiere
oft starke Wahrnehmungstrübungen und bisweilen Anzeichen von Apathie und zunehmender Schwächung, die bei Annäherung
von Menschen oder anderen Tieren jedoch durch kurze aggressive Ausbrüche unterbrochen werden kann. Zudem geht die
Tollwut - wie andere Wildkrankheiten auch - mit einem deutlich angegriffenen, ausgemergelten Aussehen des betroffenen
Tieres, stumpfem, struppigem und ausgedünntem Fell einher.
3.1.5 Wie wurde die Tollwut bekämpft?
Insbesondere in den sechziger bis achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts, mancherorts aber auch heute noch, versuchte
man die Tollwut durch die rücksichtslos Verfolgung von Füchsen zu bekämpfen. Der Grundgedanke dabei war, die Fuchspopulation
auf einen kleinen Teil ihrer ursprünglichen Dichte zu dezimieren. Dadurch, so die Theorie, wären Begegnungen zwischen
Füchsen so selten und damit die Ansteckungswahrscheinlichkeit so gering geworden, dass die Tollwut letztendlich erloschen
wäre.
Wie wir heute wissen, endete diese Form der Tollwutbekämpfung in einem Fiasko (siehe
5.3.2, Ist Fuchsjagd dazu geeignet, Wildtierkrankheiten wie die Tollwut einzudämmen?). Aus diesem Grund legt man
heutzutage Köder (zunächst Hühnerköpfe, später speziell angefertigte Leckerbissen für Füchse) aus, die mit einem
Impfstoff gegen die Tollwut versehen sind. Durch den Einsatz dieser tierfreundlichen Impfköder konnte die Tollwut
in weiten Bereichen Europas fast vollständig eliminiert werden. Zudem ergaben Kosten-Nutzen-Analysen, dass die Kosten
für die massive Fuchsbekämpfung im Rahmen früherer Tollwutbekämpfungsmaßnahmen jene der Impfaktionen um das 13fache
überstiegen.
Beim Verteilen der Köder erwies sich dabei vor allem das Abwerfen größerer Mengen an Ködern aus Flugzeugen als wirkungsvoll.
Literatur:
Debbie, J. (1991): Rabies control of terrestrial wildlife by population reduction. In: Baer, G.M. (Ed.), The natural History of Rabies. CRC Press, Boca Raton.
Schneider, L.G. (1991): Einfluss der oralen Immunisierung auf die Epidemiologie der Tollwut. Fuchs-Symposium Koblenz. Schriften des Arbeitskreises Wildbiologie an der Justus-Liebig-Univ. Gießen, 20.
3.1.6 Wie kann ich mich vor Tollwut schützen?
Ein besonderer Schutz ist in Europa nicht erforderlich. Lediglich für bestimmte Risikogruppen wie Tierärzte, die mit potentiell
tollwutkranken Tieren (z.B. im Ausland) zu tun haben, bietet sich eine Schutzimpfung an.