FAQ: Familienleben
2.2 Familienleben
2.2.1 Wann und wie paaren sich Füchse?
Die Paarungszeit der Füchse reicht im allgemeinen von Dezember bis Februar, wobei der eigentliche Akt zumeist im Januar oder Februar stattfindet. Es sind aber durchaus Fälle dokumentiert, in denen die Befruchtung nachweislich bereits im November oder erst im März erfolgt ist. Der Paarung geht ein oft wochenlanges, mal hitziges, mal zärtliches Vorspiel voraus. Die Füchsin ist nur während einiger weniger Tage empfängnisbereit, und genau diesen Zeitpunkt muß der Fuchsrüde abpassen. Aus diesem Grund weicht er ihr für geraume Zeit nicht von der Seite, duldet keine Nebenbuhler im Revier, und prüft ständig – durch Beschnuppern oder vorsichtige Annäherungsversuche – den „Stand der Dinge“. Ist die Beziehung zwischen Fuchs und Füchsin zu Beginn oft auch recht ruppig, so wird doch nach und nach durch langsame Annäherung sowie gegenseitiges Belecken und Beknabbern ein enges emotionales Band geknüpft.
"Hängen" der Füchse nach der Paarung
(Bild: Stephanie Fuchs)
Die Paarung wird nach Hundeart vollzogen - der Rüde umfasst mit den Vorderläufen den Körper der Füchsin und besteigt sie, wobei er bisweilen in einer Art "Liebesbiss" mit den Zähnen ihren Nacken fasst. Der Penis des Rüden verfügt zur Stabilisierung beim raschen Eindringen in die Fähe über einen Penisknochen; an der Basis des Glieds befindet sich der sogenannte Knoten, der während des Akts anschwillt und nach der Paarung dazu führt, dass das Liebespaar sich nicht sofort trennen kann. Ähnlich wie auch Hunde oder Wölfe hängen Fuchs und Füchsin dadurch nach dem Akt für 20 bis 30 Minuten aneinander. Da sie für die Dauer des Hängens jeglichen Angriffen von außen wehrlos ausgeliefert sind und eine gewaltsame Trennung für Rüde wie auch Fähe mit einem erheblichen Verletzungsrisiko einhergehen würde, findet die Paarung nicht selten im Bau statt.
Film ansehen: Fuchspaarung
Video (c) Helmut Sütsch, www.fuchsfilm.de
2.2.2 Leben Füchse monogam (in Einehe)?
Fuchspaar (Bild: Kevin76/flickr.com)
In stabilen, nicht bejagten Fuchspopulationen leben Füchse meist monogam, d.h. jeder Fuchs paart sich nur mit einer Füchsin. Oft kommt es in aufeinanderfolgenden Jahren dann wieder zu derselben Partnerwahl, so dass lebenslange Einehen nicht unwahrscheinlich sind.
Leider werden Füchse heutzutage jedoch an vielen Orten von Menschen derart verfolgt, dass es aufgrund der hohen Sterberate gar nicht zu solcherlei stabilen Bindungen kommen kann. Wo bei Fuchspopulationen in jagdfreien Gebieten klare Reviergrenzen und soziale Verhältnisse mit einem Mimimum an Streß herrschen, driften stark verfolgte Fuchsgesellschaften ins Chaos ab – Familienverbände brechen auseinander, der Jagddruck führt zu hohem individuellem Streß, langfristigere Bindungen werden allein schon durch die hohe Sterbewahrscheinlichkeit eine Seltenheit.
2.2.3 Leben Füchse in Rudeln zusammen?
Bei relativ hohen Bestandsdichten und stabilen sozialen Verhältnissen leben Füchse oft in Familienverbänden, bestehend aus den Jungfüchsen und ihren Eltern sowie häufig noch einigen älteren Töchtern der ranghöchsten Füchsin, die zwar ihrerseits keine Welpen zur Welt bringen, sich aber durch Nahrungsbeschaffung und Bewachung an der Aufzucht der Jungen beteiligen. Dies ähnelt grundsätzlich einer Rudelstruktur, wie sie beispielsweise von Wölfen bekannt ist; im Gegensatz zu dieser stammen die Mitglieder eines solchen Fuchsverbands jedoch praktisch immer aus derselben Familie.
Familienidyll in fuchsjagdfreiem Gebiet: Fuchspaar mit vier Kindern (Foto: Günther Schumann)
Film ansehen: Fuchsfamilie
Video (c) Helmut Sütsch, www.fuchsfilm.de
Literatur:
Meia, J.-S. (1994): Organisation d'une population de renards (Vulpes vulpes) en milieu montagnard, Dissertation, Univ. de Neuchâtel.
Kaphegyi, T. (2002): Untersuchungen zum Sozialverhalten des Rotfuchses (Vulpes vulpes L.), Dissertation, Forstwissenschaftliche Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Brsg, Freiburg im Breisgau
2.2.4 Wann, wo und wie werden die Jungfüchse geboren?
Füchsin mit Jungfuchs (Bild: Günther Schumann)
Die Schwangerschaftsdauer variiert bei Rotfüchsen zwischen 52 und 63 Tagen. Normalerweise im April, frühestens im März, spätestens jedoch Anfang Mai bringt die Füchsin in der Sicherheit des Fuchsbaus drei bis fünf, gelegentlich auch mehr Welpen zur Welt. Der Fuchsbau wird dafür - anders als etwa bei Dachsen - nicht ausgepolstert; stattdessen kuscheln sich die Jungfüchse in das dichte Fell ihrer Mutter.
Anders als Haushunde bekommen Füchse (wie übrigens auch die meisten anderen wildlebenden Hundeartigen) nur einmal im Jahr Nachwuchs.
Füchse werden blind und taub mit einem Geburtsgewicht von lediglich 80 bis 150 Gramm geboren und bedürfen daher in den ersten Lebenswochen einer sehr intensiven Pflege durch ihre Mutter. Am 12. bis 14. Lebenstag öffnen sie zum ersten Mal die Augen. Ihr Fell ist in den ersten Lebenswochen noch graubraun; erst nach und nach bildet sich die charakteristische Fuchsfärbung heraus.
2.2.5 Wovon hängt die Wurfgröße bei Füchsen ab?
Interessanterweise hängt die Wurfgröße bei Füchsen nicht nur vom Nahrungsangebot ab; vielmehr wurde auch eine signifikante Abhängigkeit der Wurfgröße von den Sterberaten festgestellt. Studien in Arealen mit stark bejagten Fuchspopulationen berichten durchweg von größeren Würfen als Untersuchungen, die in Gebieten mit geringer oder fehlender Fuchsbejagung durchgeführt wurden.
Im Normalfall bringt eine Füchsin drei bis fünf Junge zur Welt; in Gebieten, in denen Füchse stark verfolgt werden oder die Mortalitätsrate durch Seuchen stark angestiegen ist, können es jedoch doppelt so viele sein. Auf diese Weise können Verluste schnell wieder ausgeglichen werden.
Literatur:
Baker, P. & Harris, S. (1997). How will a ban on hunting affect the British fox population? Report of the School of Biological Sciences, University of Bristol. Cheddar, Somerset: Electra.
Macdonald, D. (1993): Unter Füchsen. Eine Verhaltensstudie. Knesebeck, München.
2.2.6 Wie lange werden Fuchswelpen gesäugt?
Füchsin säugt ihren Nachwuchs
(Video: Helmut Sütsch/fuchsfilm.de)
In der Regel werden Fuchswelpen die ersten 8-12 Wochen nach der Geburt von ihrer Mutter gesäugt, nehmen gegen Ende dieser Zeit jedoch bereits einen wachsenden Anteil an fester Nahrung zu sich. Diese Nahrung - meist das Fleisch von Beutetieren wie Mäusen oder Kaninchen - wird von den Eltern zum Bau gebracht und dort zunächst in vorverdautem Zustand für die Welpen hochgewürgt.
Im Alter von drei bis vier Monaten muss das Fleisch nicht mehr vorverdaut werden; von da an beginnen die Jungfüchse auch, selber kleine Tiere zu erbeuten. Zunächst sind dies vor allem Insekten wie etwa Käfer oder Heuschrecken, später dann auch Mäuse.
Film ansehen: Füchsin säugt ihre Welpen
Video (c) Helmut Sütsch, www.fuchsfilm.de
2.2.7 Wann bekommen Jungfüchse ihre ersten Zähne?
Mit etwa drei Wochen.
2.2.8 Wie spielen Füchse?
Jungfüchse beim Balgen (Bild: Paul Cecil)
Jungfüchse sehen im Alter von drei bis vier Wochen zum ersten Mal die Welt außerhalb des sicheren Fuchsbaus. Sie verbringen von diesem Zeitpunkt an viel Zeit mit Spielen - anspringen, sich balgen, einander jagen, und vieles mehr. Spielpartner sind dabei nicht nur die anderen Welpen des Wurfs, sondern alle Familienmitglieder, wobei insbesondere die Eltern viel Gezerre an Schweif und Fell ertragen müssen.
Im Spiel mit den Geschwistern bildet sich nach und nach eine Rangordnung aus. Beim Spielen erlernen Füchse zudem wichtige Verhaltensweisen, die für Jagd, Feindvermeidung und soziale Interaktion bedeutsam sind.
Andererseits scheinen Füchse ganz allgemein recht verspielte Tiere zu sein - auch erwachsene Füchse werden immer wieder bei interessanten Spielen mit Artgenossen, aber auch Gegenständen der menschlichen Zivilisation vom Putzlappen über Schuhe bis hin zum Gartentrampolin beobachtet. Der Fotograf Günter Schumann konnte Füchse etwa dabei fotografieren, wie sie sich immer wieder übermutig einen schneebedeckten Abhang hinunterrutschen ließen.
Film ansehen: Jungfüchse beim Spiel
Video (c) Helmut Sütsch, www.fuchsfilm.de
2.2.9 In welchem Alter sind Rotfüchse ausgewachsen / geschlechtsreif / selbständig?
Jungfüchse vor dem Bau
(Bild: Günther Schumann)
Füchse verlassen das elterliche Revier normalerweise im Herbst ihres ersten Lebensjahres - also im Alter von etwa sechs Monaten -, um sich ein eigenes Territorium zu suchen, und sind von da an auf sich selbst gestellt. Geschlechtsreif werden Füchse bereits mit etwa neun Monaten, ausgewachsen sind sie mit 10-11 Monaten.
In Jagdmagazinen liest man desöfteren, dass Füchse im Alter von knapp drei Monaten vollkommen selbständig seien und man die nun für das Überleben der Welpen vermeintlich nicht mehr erforderlichen Elterntiere ab Juli "guten Gewissens" erschießen könne. Da es jedoch eine erhebliche Variationsbreite des tatsächlichen Wurfdatums gibt und auch die hier angenommene Zeit für das Selbständigwerden der Jungfüchse von gerade einmal drei Monaten deutlich zu knapp bemessen ist, dürften viele noch von ihren Eltern abhängige Fuchswelpen jedes Jahr qualvoll verhungern.
2.2.10 Kümmert sich der Fuchsrüde um die Aufzucht seiner Kinder?
Vater und Sohn (Bild: Paul Cecil)
Sowohl Fuchs als auch Füchsin sind liebevolle und treusorgende Eltern. Wenn der Fuchsrüde nicht erschossen wird oder durch einen Unfall ums Leben kommt, hilft er der Füchsin bei der Jungenaufzucht, indem er seine Familie mit Nahrung versorgt, sie bewacht und gegen eventuelle Feinde verteidigt. Sind die Jungen alt genug, kann man ihn auch desöfteren beim Spiel mit den Jungfüchsen beobachten. In stark bejagten Populationen mit großem individuellem Stress und hoher Mortalitätsrate sind derartige Verhaltensweisen aufgrund der geringer ausgeprägten sozialen Bindungen leider weitaus seltener.
Wird die Füchsin getötet, und die Jungfüchse sind bereits von der Muttermilch entwöhnt, übernimmt der Fuchsrüde oft die Aufzucht der Jungen - alleinerziehende Väter sind also beileibe kein spezifisch menschliches Phänomen.
Film ansehen: Fuchsrüde bringt Beute zum Bau
Video (c) Helmut Sütsch, www.fuchsfilm.de
Literatur:
Baker, P. & Harris, S. (1997). How will a ban on hunting affect the British fox population? Report of the School of Biological Sciences, University of Bristol. Cheddar, Somerset: Electra.
Macdonald, D. (1993): Unter Füchsen. Eine Verhaltensstudie. Knesebeck, München.
2.2.11 Verlassen alle Jungfüchse das Revier ihrer Eltern?
Nicht zwangsläufig. Wenn die sozialen Verhältnisse stabil und die Bestandsdichten relativ hoch sind, bleiben zumindest Füchsinnen häufig noch länger bei ihren Eltern. Sie werden selbst nicht trächtig, helfen jedoch bei der Aufzucht der Jungen, ähnlich, wie es in Wolfsrudeln zu beobachten ist.