FAQ: Sinnesleistungen und körperliche Leistungsfähigkeit
1.4 Allgemeines über Füchse: Sinnesleistungen, Intelligenz und körperliche Leistungsfähigkeit
1.4.1 Wie gut sind die Sinnesleistungen von Rotfüchsen?
In der Nahaufnahme sind die vertikal
geschlitzten Pupillen des Fuchsauges
gut zu erkennen (Bild: Paul Cecil)
Die Sinnesleistungen von Füchsen sind in nahezu allen Belangen rekordverdächtig – sie können Töne bis zu einer Frequenz von 65kHz wahrnehmen, wohingegen der menschliche Hörbereich bei etwa 20kHz endet. Zudem können Füchse ihre Ohren sehr exakt ausrichten. Dadurch sind sie in der Lage, die Geräusche einer Maus noch unter einer dreißig Zentimeter dicken Schneedecke punktgenau zu orten.
Auch der Geruchssinn spielt im Leben von Füchsen eine wichtige Rolle. Die Fuchsnase hat es daher im wahrsten Sinne des Wortes in sich: Feine Knochenstrukturen in ihrem Innern sorgen dafür, dass in der vergleichsweise kleinen füchsischen Nasenhöhle eine Riechschleimhaut mit riesiger Oberfläche Platz findet. Da Füchse zudem über ein Vielfaches der Riechzellen eines Menschen verfügen, dürften sie durch ihre Nase ungleich mehr über ihre Umwelt erfahren als wir.
Schaut man einem Fuchs in die Augen, fallen sofort die vertikal geschlitzten Pupillen auf. Der größte Vorteil dieser Pupillenform ist, dass sie im Nahbereich eine sehr akkurate Tiefenwahrnehmung ermöglicht. Bodennahen Kleintierjägern wie Fuchs und Katze hilft diese bei der exakten Ortung von Beutetieren; sie ist aber auch auf der Flucht von großem Nutzen. Wer einmal beobachtet hat, wie ein Fuchs in vollem Lauf durch Unterholz und Gebüsch navigiert oder millimetergenau unter Zäunen hindurchtaucht, bekommt einen Eindruck davon, wie gut das funktioniert. Die vertikalen Pupillen schließen außerdem besser als runde Pupillen und bieten den empfindlichen Fuchsaugen bei hellem Sonnenschein und reflektierendem Schnee optimalen Schutz.
Die Augen von Füchsen sind (wie bei vielen anderen Tieren) mit einer reflektierenden Schicht im Augenhintergrund versehen, dem sogenannten tapetum lucidum. Es ist auch dafür verantwortlich, dass Fuchsaugen im Scheinwerferlicht regelrecht aufleuchten, weil es einfallendes Licht zurückwirft. Da das Licht die Netzhaut dabei ein zweites Mal passiert, fungiert das tapetum lucidum letztlich als Restlichtverstärker und sorgt dafür, dass Füchse auch bei schwachem Licht noch gut sehen können. Allerdings ist die Farbwahrnehmung und Fernsicht bei Füchsen vermutlich deutlich schwächer ausgepägt als bei uns Menschen.
Die Nase eines Fuchses ist um ein Vielfaches
sensibler als die des Menschen (Bild: Paul Cecil)
1.4.2 Wie alt werden Füchse?
Füchse können durchaus 12 bis 15 Jahre alt werden – wenn man sie lässt. Leider stellt der Mensch ihnen an den meisten Orten auf der Erde intensiv nach, so dass den meisten Füchsen noch in ihrem ersten Lebensjahr das Fell über die Ohren gezogen wird. Der Biologe Felix Labhardt stellte fest, dass in intensiv bejagten Regionen etwa 75% der Füchse innerhalb ihres ersten Lebensjahres getötet werden.
1.4.3 Wie schnell können Füchse rennen?
Füchse können kurzzeitig bis zu 50km/h erreichen und würden damit einen Hundert-Meter-Sprint gegen jeden Menschen bequem gewinnen. Sie halten diese beachtliche Geschwindigkeit jedoch nicht über größere Distanzen durch. Gegenüber ausgeprägten Fluchttieren wie etwa Feldhasen stehen sie damit auf verlorenem Posten – Hasen erreichen mühelos 70km/h und sind dabei weitaus wendiger als ein Fuchs.
Rotfuchs in vollem Lauf (Bild: Archiv)
1.4.4 Wie hoch können Füchse springen?
Füchse können aus dem Stand bis zu 1,80 Meter hoch und fünf Meter weit springen. Selbst Zäune von über zwei Metern Höhe sind für einen Fuchs kein unüberwindbares Hindernis, wenn sie keinen Überkletterschutz (oder Elektrolitzen) besitzen, da Füchse die Zaunmaschen zum Klettern nutzen können.
1.4.5 Sind Füchse wirklich so schlau?
Systematische Untersuchungen dazu gibt es leider nicht. Allerdings gibt es einige Indizien dafür, dass Füchse tatsächlich besonders schlaue Gesellen sind. Ein Anhaltspunkt für die Intelligenz einer Tierart ist etwa der sogenannte Enzephalisationskoeffizient (EQ), der ein Maß für die relative Größe des Gehirns darstellt. Die deutschen Hirnforscher Gerhard Roth und Ursula Dicke errechneten den EQ für eine Reihe verschiedener Arten und wählten als Vergleichsspezies die Hauskatze (der dadurch ein Wert von 1,0 zugewiesen wird). Es verwundert nicht, dass der Mensch diese Tabelle mit einem EQ von 7,8 klar anführt und dass Affen deutlich höhere Werte erreichen als etwa Nagetiere. Kaninchen liegen in der Auflistung von Roth und Dicke bei 0,4, Löwen bei 0,6, Pferde bei 0,9 und Hunde bei einem EQ von 1,2. Füchse kommen immerhin auf einen Wert von 1,6, womit sie in ähnliche Größenordnungen vorstoßen wie manche Affenarten (Gorillas besitzen beispielsweise einen EQ zwischen 1,5 und 1,8).
Daneben gibt es einige ganze Reihe weitere "praktische" Hinweise auf die Intelligenz von Füchse, z.B.:
  • Füchse stellen sich beispielsweise tot, um die Aufmerksamkeit von Aasfressern wie etwa Krähen auf sich zu ziehen, und erbeuten diese, wenn sie sich dem vermeutlich toten Tier genähert haben. Lange Zeit wurde dies von Biologen als Märchen abgetan, bis es in den sechziger Jahren erstmals einem russischen Tierfotografen gelang, dieses Verhalten auf Bildern festzuhalten.
  • Selbst Wildfüchse sind mitunter in der Lage, einen menschlichen Fingerzeig korrekt zu deuten. Noch viel besser gelingt das Füchsen, die seit Generationen gezielt auf Zahmheit selektiert werden, wie es etwa in einem bekannten (aber ethisch fragwürdigen) russischen Langzeitexperiment der Fall ist. Nach gut sechzig Jahren Zuchtauswahl können die heute dort geborenen Fuchswelpen Zeigegesten ebenso gut deuten wie junge Hunde. Manche Biologen sind daher überzeugt, dass Füchse die intelligenteren Hunde geworden wären, hätte man sie anstelle des Wolfs domestiziert.
  • Der Verhaltensforscher Dröscher berichtet über das „Charming“, einer Technik, die Füchse bei der Kaninchenjagd benutzen – ohne dem Kaninchen offensichtliche Aufmerksamkeit zu schenken, tollen Füchse wild in der Gegend herum und nähern sich dabei Stück für Stück der gleichermaßen irritierten wie faszinierten Beute, bis sie diese packen können
  • In einer US-amerikanischen Studie der Biologen Abigail Reid und Alain Tousignant zum Explorations- und Problemlöseverhalten von Füchsen, Wölfen und Mähnenwölfen schnitten Füchse deutlich besser ab als ihre größeren Verwandten; sie gingen allerdings auch forscher an die Aufgaben heran.
  • Als der Biologe Felix Labhardt Füchse zu Forschungszwecken mit Kastenfallen fangen wollte, erlebte er sein blaues Wunder – die Füchse lernten rasch, den trickreich befestigten Köder zu stehlen, ohne dass die Falle zuschnappte, wobei „der Fuchs... dazu äußerst subtil und vorsichtig vorgegangen sein (musste)“. Labhardt schreibt weiter: „Ohne Zweifel hat der Fuchs an der Falle menschliche Duftspuren wahrgenommen und war sich einer Gefahr bewusst. Und es scheint so, als ob er Einsicht in die Funktionsweise der Falle hatte, wahrscheinlich ohne eine solche je in Betrieb erlebt zu haben, und alles in der Dunkelheit der Nacht.“ (F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey 1990).
  • Jagdzeitschriften stilisieren die Fuchsjagd makabrerweise gerade aufgrund der füchsischen Intelligenz zu etwas besonders Reiz- und Lustvollem empor: Unter allen Wildarten sei gerade das Erbeuten eines Rotfuchses die größte „jagdliche Herausforderung“.
Wie dem auch sei – alles deutet darauf hin, daß an der sprichwörtlichen Schläue von Füchsen durchaus etwas dran ist. Allerdings dürfte es eine große interindividuelle Variationsbreite geben – der unerfahrene Jährling hatte schließlich weit weniger Gelegenheit zum Lernen als ein „alter Fuchs“.
1.4.6 Können Füchse schwimmen?
Ja (wie auch Hunde), allerdings sind sie nicht die allerbesten Schwimmer im Tierreich.
1.4.7 Können Füchse klettern?
Rotfüchse sind leidlich gute Kletterer. Im Siedlungsbereich klettern sie etwa astreiche oder schräg stehende Bäume empor, um an Meisenknödel zu gelangen. Mit Katzen oder den exzellent kletternden Graufüchsen (die manchmal auch "Baumfüchse" genannt werden) können sie es aber bei weitem nicht aufnehmen.